Für das SIMACEK Austrian Davis Cup Team ist das Spieljahr 2016 zu Ende. Beim
Stand von 2:2 musste sich Dennis Novak im entscheidenden Einzel Sergiy
Stakhovsky trotz sehr guter Leistung mit 3:6, 3:6, 7:6 (8), 5:7 beugen, damit verlor die
Mannschaft von Stefan Koubek das Zweitrunden-Duell der Europa/Afrika-Zone I in
Kiew gegen die Ukraine nach hartem Kampf mit 2:3. Herausragend war die Leistung
von Jürgen Melzer, der nach dem souveränen Auftritt im Doppel auch im Einzel
einen Punkt beisteuerte.
Jürgen Melzer, der aufgrund einer Schulterverletzung zehn Monate zum Nichtstun
verdammt war, wurde in Absprache mit Kapitän Stefan Koubek am Schlusstag
anstelle von Bruder Gerald für das erste Einzel nominiert. „Wir waren uns des Risikos
bewusst, aber wir wollten es eingehen“, sagte Koubek. „Gerald hat sich auf dem
schnellen Belag nicht so wohlgefühlt. Wir glaubten, dass das die bessere Lösung ist.“
Es war in diesem Fall die bessere Lösung. Jürgen Melzer lieferte Ilya Marchenko
einen Kampf auf Augenhöhe und setzte sich schließlich als der routiniertere Spieler
bei mehr als 35 Grad in seinem ersten Best-of-Five-Match seit den US Open 2015
mit 3:6, 6:3, 3:6, 7:5, 6:3 durch. Vor den Augen von Davis-Cup-Teamarzt Ulrich Lanz,
der Melzer operiert hatte, hielt die Schulter der mehr als vierstündigen Belastung
tadellos stand.
Melzer glich damit auf 2:2 aus und ermöglichte Dennis Novak das „Endspiel“. Der 35-
Jährige war „natürlich überglücklich, nach so langer Zeit ein Fünfsatz-Match so zu
gestalten und zu gewinnen. Das waren extrem harte Bedingungen da draußen,
richtig heiß und da waren natürlich Höhen und Tiefen in der Partie, was normal ist,
nach einer so langen Match-Pause“. Melzer war auch froh, dass „ich immer meinen
Kopf oben gehabt habe und mich rausgezogen habe“. Es war Melzers insgesamt 70.
Match im Davis Cup. „Dieser Bewerb ist für mich eine Herzensangelegenheit.“
Damit hatte Dennis Novak im letzten Einzel die Möglichkeit, mit einem Sieg über
Sergiy Stakhovsky erstmals in der 111-jährigen österreichischen Davis-Cup-Historie
einen 0:2-Rückstand nach dem 1. Tag in einen Sieg zu verwandeln. Viel hat in der
Tat nicht gefehlt. Obwohl der Ukrainer in der Weltrangliste um 110 Plätze besser
klassiert ist als die Nummer 195 aus Niederösterreich, hielt Novak ausgezeichnet mit.
Vor allem gegen Ende der Partie war Novak der bessere Spieler, der 22-Jährige
führte im vierten Satz bereits 5:3, ehe er ein paar unglückliche Entscheidungen traf
und der Ukrainer zum 6:3, 6:3, 6:7 (8), 7:5 ausservierte. In Summe schlug
Stakhovsky 24 Asse.
„Wir haben hier eine richtig gute Woche hingelegt. Leider konnte ich nichts dazu
beitragen, dass wir gewinnen“, sagte Dennis Novak. „Es war gegen Stakhovsky ein
mega-enges Match, ich habe im vierten auf den Satz serviert. Wenn es in den fünften
geht, bin ich der fittere und bessere Spieler und gewinne die Partie. Deshalb ist die
Enttäuschung sehr groß. Es tut mir sehr leid für die Jungs. Jürgen hat eine
unmenschliche Leistung gebracht.“
ÖTV-Präsident Robert Groß, der den Spielern vor Ort die Daumen gedrückt hatte,
gratuliere den Ukrainern. „Ich bin aber sehr stolz auf unsere Mannschaft. Es war ein
guter Spirit im Team. Besonders freut mich, dass Jürgen Melzer fünf Sätze
durchgehalten hat. Mit diesem Team können wir für die Zukunft aufbauen.“
Nach dem 3:2 spielen Ukrainer vom 16. bis 18. September im Playoff um die
erstmalige Teilnahme an der Weltgruppe. Österreich wird im März 2017 wieder in der
Europa/Afrika-Zone 1 antreten.
Davis Cup, Europa/Afrika-Zone I, 2. Runde in Kiew, Hartplatz:
Ukraine - Österreich 3:2
Ilja Marchenko - Dennis Novak 7:6 (3), 5:7, 6:3, 6:2, Sergiy Stakhovsky - Gerald Melzer 6:3, 6:4, 6:3,
Denys Molchanov/Artem Smirnov - Jürgen Melzer/Philipp Oswald 3:6, 6:7 (7), 3:6, Marchenko - J. Melzer 6:3, 3:6,
6:3, 5:7, 3:6, Stakhovsky – Novak 6:3, 6:3, 6:7 (8), 7:5.
Im Gepa-Bild: Oswald beim Anpushen der Teammates.